Ist es nicht heutzutage so, dass wir die Kinder möglichst schnell in eine Betreuung geben, um weiter arbeiten zu können? Um uns ggf. einen Lebensstandard zu finanzieren, von dem wir glauben, dass wir ihn brauchen? Wie ist es um die Zukunft unserer Kinder bestellt?
Lieber Andreas,
wir sprachen über im Hier und Jetzt leben und SEIN. Diese Woche hat sich bei mir vieles um die Zukunft gedreht. Als Mutter einer 3-jährigen Tochter bin ich natürlich auch an der Zukunft meines Kindes interessiert. Nachdem wir auf Zypern angekommen sind, haben wir zunächst alles Notwendige erledigt und Familienzeit verbracht. Jetzt nach etwas über 2 Monaten haben wir uns mit dem Thema Kindergarten und externe Betreuung auseinandergesetzt.
Online findet man hier kaum Informationen, daher musste ich über Social Media recherchieren und mich mit den Menschen vor Ort vernetzen. Es gibt auf jeden Fall mehr Optionen als wir zunächst dachten 😉
Unsere Tochter ging dann letzte Woche für 2 Tage in eine private Kita, bei der wir zunächst ein gutes Gefühl hatten. Allerdings war Zoe am 2. Tag schon überhaupt nicht mehr erfreut Mama und Papa loszulassen. Hinzu kam, dass sie uns erzählt hat, dass sie Fernseh geschaut haben und mit der Auswahl des Frühstücks, in Form von Schoko-Cornflakes und Milch, war ich leider überhaupt nicht zufrieden.
Da wir unser Kind nicht an einen Ort zwingen wollen, wo sie einfach nicht hinmöchte und wir sie leider nicht über eine sanfte Einführung in die Kita begleiten dürfen (das ist hier nicht gewünscht), haben wir uns dagegen entschieden.
Für uns heißt das, erst einmal weiterhin die Betreuung zu Hause und die muss geregelt werden.
Dabei kam mir die Frage, welche Eltern können so uneingeschränkt nach ihren Werten leben? Also wer hat wirklich diese Freiheit (auch finanziell) so entscheiden zu können?
Kinder abschieben, um den eigenen Lebensstandard zu halten?
Ist es nicht heutzutage so, dass wir die Kinder möglichst schnell in eine Betreuung geben, um weiter arbeiten zu können. Um uns ggf. einen Lebensstandard zu finanzieren, von dem wir glauben, dass wir ihn brauchen? Aber ist das denn so? Leben wir wirklich unsere eigenen Werte oder die von denen wir glauben, die Gesellschaft erwartet sie von uns?
Hinzu kommen Gedanken, wie „mein Kind braucht soziale Kontakte“, „alle Kinder gehen irgendwann in die Betreuung“ usw.
In diesem Zuge haben wir uns auch um die Schule gekümmert, denn wir haben endlich etwas gefunden, wo wir glauben, dass es genau richtig für unsere Tochter ist.
Bereits als unser Kind zur Welt kam, wussten wir, dass sie nicht auf eine (deutsche) staatliche Schule gehen wird. Als wir auf Zypern angekommen sind, haben wir erfahren, dass die meisten Auswanderer-Kinder auf der Insel in eine private internationale Schule gehen. Die Schulpflicht startet bereits mit 4 Jahren und 8 Monaten (pre-primary education).
Alle berichteten uns nur das Beste von diesen privaten internationalen Schulen (5.000-6.000€/Year). Nach genauer Betrachtung liegt das gleiche Schulsystem, mit Inhalten, Benotung und Frontalunterricht vor, welches wir als Eltern ablehnen.
Homeschooling und Freilernen - die Lösung?
In den letzten Wochen habe ich sehr viele Eltern kennengelernt, die ihre Kinder zu Hause unterrichten. So genannte Freilerner-Kinder. Da sie genau wie wir, ihren Kindern etwas fürs Leben beibringen möchten, ohne Zwang. Sinn dahinter ist, dass die Kinder frei und mit Spaß lernen. So dass sie nicht die Lust am Lernen verlieren.
Ich habe mich hierzu viel mit den Inhalten des bekannten Hirnforschers Gerald Hüther beschäftigt. Für alle die es interessiert, hier einige Kernaussagen zusammengefasst:
Kinder bringen von Natur aus eine intrinsische Motivation zum Lernen mit. Es ist wichtig, diese angeborene Neugierde zu fördern, anstatt sie zu unterdrücken.
Jedes Kind ist einzigartig, und der Lernprozess sollte darauf ausgerichtet sein, die individuellen Stärken und Talente jedes Kindes zu entfalten.
Beziehungen spielen eine zentrale Rolle im Lernprozess. Ein unterstützendes und respektvolles Umfeld, insbesondere in der Beziehung zu Lehrern und Eltern, fördert das Wohlbefinden und die Lernbereitschaft der Kinder.
Emotionen beeinflussen den Lernprozess maßgeblich. Positive emotionale Bindungen stärken die neuronalen Verknüpfungen im Gehirn und erleichtern so das Lernen.
Kinder sollten die Freiheit haben, ihre Lernprozesse aktiv mitzugestalten. Das fördert nicht nur die Selbstständigkeit, sondern auch die Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten.
Wenn ich an mich selber denke beim Thema lernen, kann ich diesen Punkten nur zustimmen. Auch in meiner Arbeit mit Menschen, berücksichtige ich diese Punkte. Daher lasse ich immer wieder Coaching-Inhalte einfließen, damit mein Gegenüber möglichst viel für sich mitnehmen kann.
Was wäre wohl aus meinem Mann und mir geworden, wenn wir nicht das klassische Schulsystem durchlaufen hätten? Wären wir dann jetzt vielleicht woanders (physisch und psychisch)? Meine (gedanklichen) Grenzen und limitierenden Glaubenssätze tauchen gelegentlich noch auf (sie sind Teil meiner Prägung). Ich reflektiere sie dann und versuche dies nicht auf unsere Tochter zu übertragen.
Entscheidungskompetenz und Selbstbestimmung
Auf jeden Fall ist alles gut so, wie es ist und ich bereue nichts. Ich wünsche ihr ein selbstbestimmtes und freies Leben, damit sie ihre eigenen Entscheidungen treffen kann.
Mit der Online-Schule, die sie ab nächsten Sommer besuchen wird, erhoffe ich mir genau das. Aus meiner Sicht stehen ihr damit alle Türen offen und sie kann sich so entfalten, wie sie es braucht. Dabei kann ich sie begleiten und für sie da sein. So stelle ich mir ein erfolgreiches Elterndasein vor 😉
Obgleich ich auch weiß, dass ich mich wieder vielen Fragen anderer Menschen diesbezüglich stellen darf
Ich wünschte mir alle Kinder könnten eine solche Schule besuchen, die sie in ihrer Einzigartigkeit sehen und stärken. Was gibt es schöneres, als wenn wir nach unseren Werten, Stärken und Emotionen leben können und die Liebe zum Lernen, Entdecken und Erfinden behalten.
Das ist für mich gelebte Menschlichkeit und Lebendigkeit –unbezahlbar.
Jessica Rumpf, geboren 1987, ist in allererster Linie Mensch und diese Haltung fließt in ihre Arbeit ein. Sie unterstützt ambitionierte FirmeninhaberInnen bei Veränderungsprozessen.
Die studierte Betriebswissenschaftlerin sammelte internationale Erfahrungen im Marketing, im Vertrieb, in der Eventbranche und im Finanzbereich. Sie hat bereits dreimal gegründet, erfindet sich immer wieder neu und weiß daher genau, worauf es beim eigenen Business ankommt. Sie ist eine Powermama und Unternehmerin mit viel Herz, die gern lacht und Katzen liebt.
Jessica geht ihre eigenen Wege, die sie unter anderem für ein Jahr nach Ecuador führten. Aktuell lebt sie mit ihrer Familie auf Zypern.
Sie bezeichnet sich selbst als Nonkonformistin & Querdenkerin und meint damit, dass sie andere Denkansätze verfolgt, sie hinterfragt und weicht auch mal von klassischen und konventionellen Wegen ab. Das bringt den gewünschten Fortschritt herbei und Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voran.
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