Liebe Jessica,
Wenn ich deinen Brief so lese, darf ich ganz viele Ähnlichkeiten zu unserem Alltag feststellen.
Dennoch bewundere ich euch für diesen euren Schritt.
Als wir 2020 im Himalaya südlich des Mont Everest in absoluter Abgeschiedenheit einer Stupa-Einweihung beiwohnen durften und ich die Entscheidung getroffen hatte nach fast 25 Jahren den sicheren Hafen des Angestelltendaseins zu beenden, dachte ich schon, ich hätte einen großen Schritt getan.
Die fast 100 Reisen in den folgenden Jahren auf knapp 100.000 km mehrfach quer durch Europa waren dann eine weitere innere Revolution.
Gleichzeitig haben wir immer, wenn es möglich war, wieder gearbeitet und zudem habe ich seit 2019 4 Ausbildungen teils parallel durchlaufen.
Und dennoch ist dies aus meiner Sicht alles nichts gegen Euren Schritt … ihr macht einen wirklichen cut.
Jetzt könnte ich sagen: „wir sind auch mit Kind und Kegel ins Ausland gegangen“
Wir sind ebenfalls mit mehreren LKWs nach Zagreb gegangen. Aber das war unter dem Schutzschirm des Arbeitgebers … ein besseres Gehalt war sicher, Umzug hin und zurück wurde bezahlt und organisiert, Schule war gesichert – Vollkasko halt, deutsch!
Und dennoch sind Parallelen … 2021 haben wir an der Ahr erlebt, was es bedeutet alles zu verlieren. Die viele Zeit vor Ort hat einen Samen gesetzt: minimalisieren!
Ok … das dauerte. Meine Frau war da rigoroser. Sie leerte Bücherregal für Bücherregal, Schrank für Schrank, … .
Ich bin da mehr der Jäger und Sammler.
Doch nachdem wir uns vor ein paar Wochen entschieden hatten unseren Nugget zu verkaufen, habe ich Spaß daran gewonnen, Dinge im Internet zu verticken und zur Nachbarschaftshilfe zu bringen.
Mal ehrlich – das ist win-win-win:
Wir sind die Dinge los und bekommen teils noch etwas dafür.
Die Käufer und Nachbarschaftshilfe sind dankbar.
Und die Dinge landen nicht auf dem Müll.
Nachdem der Nugget weg war, folgten Anhänger und ganz viele Kleinteile.
Allein für all unser altes Metall, wie z.B. unser über 20 Jahre alten Fahrradträger haben wir über 100€ beim Handel erhalten.
Und das wunderbarste an all dem ist die Leichtigkeit, welche in unser Hirn einzieht. Je mehr weg ist, desto beschwingter werden wir.
Also ist es doch kein Kalenderspruch:
„Wer seine Wohnung aufräumt, räumt auch den Kopf auf.“
(Marie Kondo)
Nun bräuchten wir nur noch unser Haus verkaufen, dann wären wir ganz nah beieinander ;)
Aber so weit sind wir noch nicht – da hängt ja auch noch die Praxis in Bonn dran.
Und dennoch ist es immer wieder eine bewusste Entscheidung, was wir machen.
Vorgestern durfte ich auf einer wunderbaren Veranstaltung den historischen Fughafen Köln-Butzweilerhof mit der heutigen Motorworld Köln besuchen. Nicht nur, dass hier alleine aus zeitlicher Sicht Welten aufeinandergetroffen sind, sondern wir haben uns intensiv über Veränderungen ausgetauscht.
Natürlich war KI / AI das bestimmende Thema.
Aber es ging eben auch um das Menschliche
Ich trinke ja seit Anfang des Jahres kein Alkohol und esse keine Süßigkeiten mehr.
Ein wunderbares Thema, um Gespräche anzufangen 🤣
Und da kam es auf, ich hörte immer wieder, wie gerne man doch aufhören wollen würde und wie viele Versuche man doch vorgenommen hätte.
Einer meinte, er trinke gar nicht soviel – jeden Tag nur ein bis zwei Bier.
Ich: „Dann bist du Alkoholiker.“ 😳
Da war einer der Umstehenden so ehrlich 👌 und meinte: „Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann wollte ich nie aufhören zu trinken. Ich wollte einfach mein Gewissen beruhigen, dass ich alles versucht hätte.“
Das ist es:
Es ist meine Entscheidung, was ich mache.
Es ist meine Entscheidung, was ich denke.
Es ist meine Entscheidung, wie ich fühle.
Ich kann keinen Einfluss auf andere Menschen nehmen.
Ich kann nicht beeinflussen, ob mein Kind die Schule schmeißt, ob mein Chef mich mag, … was auch immer.
Aber ich kann mich entscheiden, wie ich damit für mich umgehe.
Und die Sprüche von Pipi Langstrumpf tragen so viel Wahres in sich:
„Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“
Es liegt in deiner Verantwortung, wie deine Welt aussieht.
So gesehen beglückwünsche ich euch zu eurem Mut und zu eurer Konsequenz.
„Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“
(Oscar Wilde)
Herzliche Grüße & lass deine Emotionen fliegen 🥏
Wir besuchen euch dann auf Zypern!
Andreas
Andreas
Andreas Jelden, geboren 1966, gibt erfolgreichen und ambitionierten Menschen ihr Freiheit zurück.
Er unterstützt insbesondere Unternehmer und Führungskräfte, ihre berufliche Veränderungen mit Leichtigkeit zu meistern.
Seit 40 Jahren arbeitet er mit und für Menschen, hat kleine und große Teams geführt. In Krisenregionen wie auch sonst hat Andreas umfangreiche Krisenmanagementerfahrungen gesammelt.
Persönliche Herausforderungen haben ihn sein ganzes Leben begleitet. Deshalb ist er immer wieder andere Wege gegangen und hat neue Lösungen erarbeitet.
Andreas arbeitet systemisch, methodenübergreifend sowie integrativ emotionsorientiert auf Basis der aktuellsten neurowissenschaftlichen Grundlagen.
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